Von der Ausbildung in die Anlage: Was Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik heute mitbringen – und wie sie zum Ex‑Profi werden

Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik steigen mit einem breiten, praxiserprobten Fundament in industrielle Umgebungen ein – auch dort, wo besondere Sicherheits- und Compliance-Anforderungen gelten. Sie beherrschen die elektrotechnischen Basics normensicher und sind es gewohnt, im Bestand zu arbeiten, Anlagenstörungen zu analysieren und Erweiterungen unter laufendem Betrieb umzusetzen. Typische, unmittelbar einsetzbare Kompetenzen umfassen:

- Elektromontagen und -installationen: Kabelwegeausbau, Leitungsverlegung, Verdrahtung, Klemmen- und Feldgeräteanschluss, Inbetriebnahmevorbereitung

- Schaltschrankbau: mechanischer Aufbau, Gerätebestückung, Verdrahtung nach Plan, Kennzeichnung, Funktions- und Isolationsprüfungen

- Messen, Prüfen, Dokumentieren: Prüfabläufe nach VDE 0100/0105, DGUV V3 (ehem. BGV A3) im Niederspannungsbereich, Protokollierung und Kennzeichnung

- Blitzschutz und Erdung: Verständnis der Schutzzonen, Potenzialausgleich, Grundlagen gemäß DIN EN 62305 und normgerechte Ausführung einfacher Maßnahmen

- EMSR-Grundlagen: Lesen von Stromlauf- und Klemmplänen, Anschluss von Sensorik/Aktorik, einfache Parametrier- und Inbetriebnahmeunterstützung

- Arbeitssicherheit und Organisation: Gefährdungsbeurteilungen lesen, PSA und LOTO-Anwendungen beachten, strukturierte Ablage von Nachweisen und Revisionsunterlagen

Diese Basis ist durchgängig auf die einschlägigen Normen und Regeln der Technik ausgerichtet, insbesondere die VDE-Reihe (z. B. VDE 0100 für Errichtung, VDE 0105 für Betrieb elektrischer Anlagen). Für Betreiber in Chemparks, der Pharma- und Chemieindustrie sowie in Raffinerien bedeutet das: Sie erhalten Mitarbeitende, die Normen kennen, Montagen sauber ausführen und Dokumentation als integralen Teil der Arbeit verstehen.

Vorteile im industriellen Bestand – und die Grenzen

Der größte Vorteil frisch ausgebildeter Elektroniker/innen liegt im breiten, normensicheren Fundament und in der hohen Praxisnähe:

- Normensicherheit: VDE 0100/0105-Anforderungen, Schutzmaßnahmen, Prüfsequenzen und Dokumentationspflichten sind verinnerlicht.

- Einsatzbreite: Von Umbauten in Bestandsschaltschränken über Feldinstallationen bis zu DGUV‑V3‑Wiederholungsprüfungen – der Einstieg gelingt in vielen Bereichen.

- Qualität im Detail: Trassenführung, EMV-gerechte Verdrahtung, eindeutige Kennzeichnung und saubere Prüfberichte sind geübte Routine.

- Tempo in der Umsetzung: Durch Ausbildung nah an der realen Baustelle können Aufgabenpakete selbstständig und effizient abgearbeitet werden – auch in laufenden Anlagen.

Gleichzeitig gilt: Anspruchsvolle Branchenumgebungen stellen zusätzliche Hürden. In Ex-Zonen, an Mittelspannungsschaltanlagen oder in GMP/GxP-regulierten Bereichen sind branchenspezifische Nachweise und vertieftes Wissen unerlässlich. Drei Felder ragen heraus:

- Explosionsschutz (ATEX/Ex): Kenntnis der Zündschutzarten, Zonen, Gerätegruppen/-kategorien, der Prüf- und Instandhaltungsanforderungen sowie der rechtlichen Verantwortung ist zwingend.

- Energieversorgung Mittel-/Hochspannung: Schaltberechtigung, Anlagenverantwortung nach DIN VDE 0105-100, Erdungs- und Freischaltkonzepte, Betriebsverantwortung bei Netzumschaltungen.

- Regulatorik und Leittechnik: GMP/GxP mit Qualifizierung (DQ/IQ/OQ/PQ), Datenintegrität und Change Control; dazu Leitsysteme und SPS (z. B. TIA Portal, PCS 7) inklusive Schnittstellen zur EMSR.

Wer diese Lücken systematisch schließt, entwickelt sich vom breit einsetzbaren Elektroniker/zur breit einsetzbaren Elektronikerin zum Ex‑Spezialisten bzw. zur Ex‑Spezialistin mit industrieerprobtem Profil.

Vom Fundament zum Ex‑Profi: passgenaue Weiterbildungen und Rollenbilder

Der Weg zum branchensicheren Einsatz in Chemparks, Pharma und Raffinerien lässt sich über klar strukturierte Fortbildungen und Praxisphasen planen. Bewährt hat sich ein Stufenmodell, das Skills und Verantwortung gezielt aufbaut:

- 0–2 Jahre Praxis

- Befähigte Person für elektrische Prüfungen (DGUV V3) inkl. Messmittelkunde und normkonformer Dokumentation

- Grundlagen Explosionsschutz: Befähigte Person Ex (z. B. ATEX-Basis), Sensibilisierung für Zonen, Gerätegruppen, Prüf- und Instandhaltungspflichten

- Blitzschutz-Fachkraft nach DIN EN 62305 (Schwerpunkt Prüfung/Inspektion und Erdungs-/PA-Messungen)

- E‑Konstruktion Basics: EPLAN Electric P8 Grundlagen, Makro- und Geräteverwaltung, NC-/MC-gerechte Stücklisten

- EMSR/SPS Einstieg: TIA Portal Basics, Signalketten verstehen, einfache Inbetriebnahmen unter Anleitung

- 2–4 Jahre Praxis

- Schaltberechtigung MS/HS und Rollenverständnis als Anlagenverantwortliche/r nach DIN VDE 0105‑100

- Explosionsschutz vertieft: IECEx CoPC Module passend zur Aufgabe (z. B. Installation, Inspection, Maintenance) und praxisnahe Prüfungen in Ex‑Zonen

- Leittechnik und EMSR vertieft: PCS 7-Grundlagen, Batch/Recipe-Handling, Änderungen im Änderungsdienst unter GMP/GxP

- E‑Konstruktion vertieft: EPLAN P8 Projektierung, Klemmenpläne, Funktions-/Ortstrennung, Generierungsregeln; Datenübergabe an Schaltschrankbau

- Projekt- und Qualitätsthemen: GMP-/GxP-Schulung (inkl. DQ/IQ/OQ/PQ), Change Control, Abweichungen, CAPA

- 4+ Jahre Praxis

- Meister/in Elektrotechnik oder staatl. geprüfte/r Techniker/in als Sprungbrett in Bau-/Montageleitung, Prüfwesen oder E‑Konstruktion

- Spezialisierungsschiene nach Einsatzumfeld:

- Ex‑Inspektor/in mit IECEx CoPC, Fokus Wiederholungsprüfungen und Instandhaltung in Ex‑Zonen

- Schaltmeister/in MS/HS mit Betriebsverantwortung, Netzumschaltungen, Instandsetzungskoordination

- Blitzschutz‑Spezialist/in: Risikoanalysen, Erdungskonzepte, Sonderbauwerke in Prozessanlagen

- EMSR-/SPS‑Spezialist/in: TIA/PCS 7, Anbindung Feldbus/Profinet/PA, FAT/SAT, Migrationen im Bestand

- E‑Konstrukteur/in: vom Funktionsschema bis zum fertigen Schaltschrank inkl. Zulassungen für DACH

Diese Entwicklungswege spiegeln sich in Rollenbildern wider, die für Betreiber hochrelevant sind: Prüftechniker/in DGUV V3, Ex‑Inspektor/in, EMSR‑Monteur/in für Ex‑Zonen, Schaltschrank‑Projektant/in, SPS‑Techniker/in oder Anlagenverantwortliche/r. Je nach Standort und Anlagentyp lassen sich diese Profile modular kombinieren – immer mit dem Ziel, Sicherheit, Verfügbarkeit und Compliance in kritischen Infrastrukturen zu gewährleisten.

Praxisnutzen für Betreiber: schnell produktiv, sicher in der Ausführung

Warum sich dieser Weg für Betreiber rechnet:

- Kürzere Ramp‑Up‑Zeiten: Durch das breite Ausbildungsfundament sind neue Teammitglieder von Tag eins an in Montage, Prüfung (DGUV V3) und Schaltschrankbau einsetzbar – unter Aufsicht auch in regulierten Bereichen.

- Verlässliche Normtreue: VDE‑konformes Arbeiten, strukturierte Prüfdokumentation, Eindeutigkeit in Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit sind Standard – ein Plus in Audits (intern/extern).

- Geringere Stillstandzeiten: Routine in Bestandsumbauten und Inbetriebnahmen beschleunigt Turnarounds und minimiert Produktionsunterbrechungen.

- Zukunftssichere Kompetenz: Mit gezielten Ex‑, MS‑ und GMP/GxP‑Bausteinen wächst das Team in hochkritische Aufgaben hinein, ohne die Sicherheit zu kompromittieren.

Im Schaltschrankbau zahlt sich die Kombination aus E‑Konstruktion (EPLAN P8), normgerechter Verdrahtung und DACH‑weiter Projekterfahrung besonders aus: Von Retrofit‑Schränken in Bestandsanlagen bis zu neuen EMSR‑Feldern mit funktionsgeprüfter Dokumentation werden Lieferzeiten, Qualität und Kompatibilität in Einklang gebracht. Für Betreiber mit verteilten Standorten ist das ein wirkungsvoller Hebel, um Standards zu harmonisieren und Ersatzteilkonzepte zu verschlanken.

Aus der Region für die Region – und darüber hinaus: Beispiele und Kooperationsmodelle

Entlang der Niederrheinschiene von Bonn bis Krefeld unterstützen wir Industrieanlagen beim gesamten Spektrum elektrischer Arbeiten – von Elektromontagen und DGUV‑V3‑Wiederholungsprüfungen bis zu EMSR‑Montagen in Ex‑Zonen und normgerechtem Blitzschutz nach DIN EN 62305. Im Schaltschrankbau realisieren wir darüber hinaus DACH‑weite Projekte und bringen E‑Konstruktion und Fertigung aus einer Hand zusammen. Typische Einsatzszenarien:

- Chemparks: Erweiterung von Bestandsanlagen, Installation und Prüfung von Feldgeräten in Ex‑Zonen, DGUV‑V3‑Gesamtprüfungen nach Umbauten, Anbindung an PCS‑7/Profinet‑Strukturen

- Pharma: GMP‑konforme Umbauten mit IQ/OQ‑Nachweisen, lückenlose Dokumentation, Change‑Control‑Prozesse, Datenintegrität und Batch‑Nachvollziehbarkeit

- Raffinerien: EMSR‑Montagen in explosionsgefährdeten Bereichen, Inspektion und Instandhaltung gemäß Ex‑Vorgaben, Schalthandlungen an MS‑Verteilungen mit Schaltberechtigung

Damit der Kompetenzaufbau schnell und sicher gelingt, setzen wir auf erprobte Kooperationsmodelle mit langjährigen DAX‑Kunden:

- Gemischte Teams: Nachwuchskräfte arbeiten gezielt mit erfahrenen Ex‑Inspektoren, Schaltmeistern oder GMP‑Spezialistinnen zusammen – mit klar definierten Freigaben und Checklisten.

- Rotationsprinzip: Einsätze wechseln zwischen Elektromontage, Schaltschrankbau, DGUV‑V3‑Prüfung und EMSR‑Inbetriebnahme – Wissen wird anwendungsnah verankert.

- Schulungspfad mit Nachweis: Interne und externe Qualifizierungen (z. B. Befähigte Person DGUV V3, Befähigte Person Ex, IECEx CoPC, Schaltberechtigung MS/HS, EPLAN P8, TIA/PCS 7) werden konsequent geplant, dokumentiert und regelmäßig aufgefrischt.

- Qualitäts- und Compliance‑Einbindung: GMP/GxP‑, ATEX‑ und VDE‑Anforderungen sind in unsere Arbeitsanweisungen, Vorlagen und Prüfprotokolle integriert – Auditfest vom ersten Tag.

- Nahtlose Abläufe: Von der Spezifikation bis zur Dokumentation halten wir die Betreiberstandards ein – einschließlich Abrechnung klassisch per Rechnung oder über kundenspezifische Systeme, je nach Compliance‑Vorgabe.

Als familiengeführtes Unternehmen in dritter Generation verbinden wir kurze Wege, jahrzehntelange Industrieerfahrung und eine enge Bindung zu unseren Bestandskunden – darunter zahlreiche DAX‑Unternehmen. Für Sie als Betreiber heißt das: planbare Qualität, sicherer Kompetenzaufbau und Teams, die Ihre Anlagen und Standards kennen. So wird aus dem/der Elektroniker/in von heute der Ex‑Spezialist bzw. die Ex‑Spezialistin von morgen – mit messbarem Mehrwert für Sicherheit, Verfügbarkeit und Compliance Ihrer Produktion.

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Klimawandel in ISO 9001/45001 (A1:2024): Auditfeste Umsetzung für Chemie, Pharma und Ex-Bereiche am Niederrhein