Neue Anforderungen an Qualität und Arbeitsschutz: Was die aktualisierten ISO-Normen für die Elektro- und Prozessindustrie bedeuten
Die aktuellen Fassungen der DIN EN ISO 9001:2023 und der DIN ISO 45001:2023 stellen bedeutende Meilensteine für Qualitäts- und Arbeitsschutzmanagementsysteme dar. Gerade für Industrieunternehmen, Chemieanlagenbetreiber oder Raffinerien in der Elektrotechnikbranche, die mit sensiblen und oft risikobehafteten Bereichen arbeiten, sind die Neuerungen dieser Normen hochrelevant. Sie bestimmen nicht nur die Anforderungen an das eigene Qualitätsmanagement, sondern geben auch maßgebliche Impulse für präventiven Arbeitsschutz und die fortlaufende Verbesserung von Arbeitsabläufen. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick, welche wesentlichen Änderungen die Neuauflagen mit sich bringen und welche praxistauglichen Konsequenzen sich daraus für Ihr Unternehmen ergeben.
Stärkere Gewichtung des Risikomanagements
Mit der Ausgabe 2023 der DIN EN ISO 9001 und DIN ISO 45001 rückt das systematische Risikomanagement stärker in den Mittelpunkt. Unternehmen sind verpflichtet, Risiken nicht nur zu identifizieren, sondern auch deren Auswirkungen im täglichen Betrieb konsequent zu bewerten, zu dokumentieren und geeignete Gegenmaßnahmen umzusetzen. Dies betrifft insbesondere Bereiche mit erhöhten Gefährdungspotenzialen, wie sie bei Elektromontagen, Schaltschrankinstallationen oder der Arbeit in explosionsgeschützten Zonen vorkommen.
Für industrielle Großkunden bedeutet dies, dass Prüfprozesse zur Einhaltung der DGUV Vorschrift 3 (bspw. im Rahmen der elektrischen Sicherheitsprüfungen) noch strikter an die ermittelten Risiken gekoppelt werden müssen. Erhöhte Anforderungen bestehen zudem beim Nachweis laufender Verbesserungsprozesse, etwa bei fachgerechten EMSR-Montagen oder bei der Wartung von Blitzschutzanlagen in Chemieparks und Raffinerien.
Erweiterte Beteiligung der Mitarbeitenden
Ein weiterer zentraler Aspekt der neuen Normgeneration ist die verstärkte Einbindung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Qualitätssicherungs- und Arbeitschutzprozesse. Die DIN ISO 45001:2023 legt besonderen Wert auf die Konsultation und Beteiligung der Beschäftigten – von der Planung bis zur Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen. Für Betriebe mit komplexen technischen Anlagen, vor allem im Bereich der Elektrotechnik und des Explosionsschutzes, bedeutet das: Arbeitgeber sind jetzt noch stärker gefordert, ihre Mitarbeiter systematisch zu qualifizieren, in Entscheidungsprozesse einzubinden und deren Erfahrungen aktiv auszuwerten.
Insbesondere in Unternehmen, die regelmäßig an hochsensiblen elektrischen Anlagen oder im Umfeld von chemischen Prozessen arbeiten, ist dies ein entscheidender Schritt hin zu mehr Sicherheit. Das erfahrungsbasierte Wissen der Beschäftigten – beispielsweise im Umgang mit Schaltschränken oder bei Wartungen in Ex-Bereichen – wird künftig noch stärker für kontinuierliche Verbesserungsprozesse genutzt.
Bedeutung für explosionsgeschützte Bereiche und die Einhaltung der DGUV Vorschrift 3
Die Aktualisierungen der Normen tragen insbesondere den herausgehobenen Anforderungen in explosionsgeschützten Bereichen Rechnung. Hier wird etwa gefordert, dass Gefährdungsbeurteilungen und technische Schutzmaßnahmen stets auf dem aktuellen Stand gehalten werden und die verwendeten Komponenten (Schaltschränke, Steuerungstechnik, Sensorik und Aktorik etc.) eine erhöhte Dokumentations- und Prüfpflicht nach sich ziehen.
Die engere Verzahnung mit der DGUV Vorschrift 3 hebt die Verantwortung für regelmäßige Prüfungen elektrischer Anlagen und Betriebsmittel hervor. Für die Praxis bedeutet das, dass Prüfintervalle, Prüfumfang und Dokumentation noch gezielter auf die jeweiligen Risiken und Arbeitsumgebungen abgestimmt werden müssen. Gerade in Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie, in Raffinerien oder Chemparks, wo Zündquellen und explosionsfähige Atmosphären ein ständiges Risiko sind, gewinnen diese Aspekte weiter an Gewicht.
Fazit: Zukunftssichere Managementsysteme als Erfolgsfaktor
Die überarbeiteten Normen DIN EN ISO 9001:2023 und DIN ISO 45001:2023 setzen klare Standards für ein modernes, risikoorientiertes Qualitäts- und Arbeitsschutzmanagement. Sie verlangen von Industrieunternehmen und Betreibern sensibler technischer Anlagen nachweislich konkrete Maßnahmen zur Risikobewertung, eine konsequente Mitarbeiterbeteiligung sowie eine lückenlose Dokumentation und Prüfungsroutine – insbesondere im Kontext der DGUV Vorschrift 3 und für explosionsgefährdete Bereiche.
Für Betriebe, die heute und morgen am Markt erfolgreich und sicher agieren wollen, bieten diese Normen einen praxisnahen Leitfaden und stärken die Zusammenarbeit aller Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wer die Anforderungen systematisch umsetzt, kann nicht nur die eigenen Prozesse effizienter gestalten, sondern leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Betriebssicherheit und zum nachhaltigen Unternehmenserfolg.